Nach einer langen Nacht erreicht der Tortouristi am Sonntagmorgen das Ziel am westlichen Ende der Schweiz. Herbert bewältigt die 504 Kilometer lange Strecke in 14 Stunden, einer Minute und 29 Sekunden. Er unterbietet somit den bestehenden Rekord von Simon Ruff um knapp 2 Stunden (!). Um dieses Ziel zu erreichen legte der Tortouristi im Schnitt 36 Kilometer pro Stunde zurück. Diese Rekordfahrt wurde von einem Offiziellen der WUCA (World Ultracycling Association) überwacht und ist somit offiziell die schnellste Zeit mit dem Velo von Osten nach Westen, quer durch die Schweiz.
Erlebnisbericht vom Rekordhalter
Nach dem abrupten Ende an der Tortour Solo habe ich mich kurzfristig für einen Angriff auf den Ost-West-Rekord von Martina GR nach Chancy bei Genf entschlossen. Jetzt stehe ich bei schönem Wetter am Samstag-Nachmittag bei der Zollstation in Martina im Unterengadin und blicke auf gut 500 km Radfahrt. Noch schnell schiesst ein Grenzwächter einige Erinnerungsfotos von der ganzen Betreuercrew und mir. Nun geht es los.
Punkt 17 Uhr starte ich mit etwas Rückenwind das Engadin hinauf. Nicht nur die Geschwindigkeit, auch der Puls und die Wattwerte schnellen hoch. In Susch wechsle ich auf mein leichteres Bergvelo und komme gut den Flüela-Pass hoch.
Herbert donnert dem Flüelapass entgegen
Nach erneutem Velotausch auf der Passhöhe kann ich mich auf der Abfahrt etwas erholen, werde aber durch eine geschlossene Bahnschranke in Davos gestoppt. Baustellen, Rotlichter, Barrieren gehören auch zu einer Rekordfahrt durch die Schweiz. Aber bedingt durch die Nachtfahrt am Wochenende sind die Strassen verkehrsarm und vielfach schalten die Blinklichter schnell auf Grün.
Zügig geht’s durch das Prättigau nach Landquart und weiter via Sargans an den Walensee. Normalerweise fahre ich über den Kerenzerberg, doch die Veloroute am See entlang ist schneller, aber mit Kieswegen gespickt. Glücklicherweise ohne Panne geht es weiter in Richtung Zürich, angefeuert von Fans am Strassenrand.
Meine Betreuer-Crew reicht mir regelmässig die Bidons und Gels und sorgt für ununterbrochenen Energienachschub. Grünphasen helfen mir in Zürich durch die Stadt und ich muss nur wenig stoppen. Früher als erwartet erreiche ich den Aargau und freue mich, dass ich um Mitternacht schon mehr als der Hälfte der Strecke absolviert habe.
Durch die Nacht nach Genf
Zusätzlich beginne ich etwas Bouillon und Salzkartoffeln zu essen. Entlang dem Jurasüdfuss versuche ich die Pace zu halten, auch wenn zwischendurch leichter Gegenwind zu spüren ist. Biel ist nachts problemlos passierbar und in Neuenburg ist die Baustelle auch weg sowie ein schneller Asphalt schon eingebaut. Vielen Dank!
Extra Motivation vom Strassenrand
Zusatzmotivation erhalte ich von Veloenthusiasten, welche mich mitten in der Nacht (auf französisch) anfeuern. Es braucht nun zusätzliche Watts, denn nach Yverdon wird die Strecke hügelig. Nachts Velofahren in dunkler Umgebung und durch menschenleere Dörfer ist ein spezielles Erlebnis. Sehr empfehlenswert mit passender Beleuchtung und Leuchtweste!
Und schon bin ich auf der Seestrasse in Richtung Genf und es beginnt heller zu werden. Aber nach gut 450 km merke ich eine gewisse Ermüdung. Ich nehme noch eine zusätzliche Portion Koffein und etwas Cola zu mir, um die leichten Anstiege der Strecke schnell zu bewältigen.
In Genf verliere ich doch noch etwas Zeit an Blinklichtern. Der letzte Anstieg noch ausgangs der Stadt und nun im Nebel hinaus bis zur Grenzstation Chancy. Kurz nach 7 Uhr erreiche ich das Ziel und freue mich zusammen mit meiner Crew über die Zeit mit rund 14 h und 36 km/h Schnitt. Ein tolles Erlebnis bei perfekten Bedingungen. Getreu dem Motto „Verlier nie die Freude am Velofahren“.
Für die durchschnittlich 236 Watt während der Fahrt habe ich rund 10 Liter getrunken, 30 Gels gegessen und etwa 11‘000 Kalorien verbrannt. Ein grosser Dank an meine Familie und meine Betreuer Peter, Karl, Patrick, Didi, Werni und den WUCA-Official Edgar.
Quelle: https://www.tortour.com